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DSC_0958.jpg, TeilnehmerInnen eines internationalen Studierenden-Seminars im Juni 2016 DSC_0958.jpg, TeilnehmerInnen eines internationalen Studierenden-Seminars im Juni 2016 Christoph Boosen

Was tun gegen rassistische Diskriminierung?! - Erfahrungen im Studienbegleitprogramm STUBE Sachsen im Sommersemester 2016

geschrieben von  Barbara Irmer Sep 23, 2016

Sie leben gern in Dresden oder in Freiberg, Leipzig, Chemnitz, Zwickau. Sie lieben die Semperoper, essen gern Spargel oder Apfelstrudel, finden die öffentlichen Verkehrsmittel in Deutschland bewundernswert, schätzen die Sicherheit in Deutschland, gehen gern in der Dresdner Neustadt und anderswo aus, hören Musik, spielen Fußball, sind gläubig oder auch nicht.

Sie studieren verschiedene Fächer wie Informatik, Wirtschaft, Grundwassermanagement oder promovieren in Pädagogik oder Mathematik. Manche haben das Studium bereits abgeschlossen, andere sind gerade im Sprachkurs. Alle sind Teilnehmende des Studienbegleitprogrammes für Studierende aus Afrika, Asien, Lateinamerika, Südosteuropa im Sommersemester 2016.

Doch einige von ihnen sind zutiefst entsetzt und wünschen sich so schnell wie möglich weg aus Dresden, Leipzig, Deutschland. Oder können einfach nicht fassen, zu welchen Äußerungen, welchem Hass und aggressivem Verhalten Menschen in diesem „hoch entwickelten Industrieland“ in der Lage sind.

Denn seit zwei Jahren ist Rassismus in Sachsen heftig aufgebrochen. Es werden rassistische Beleidigungen ohne Hemmungen in der Öffentlichkeit geäußert. Gegenüber Menschen, die eine etwas dunklere Haut haben, die sich in ihrer Muttersprache unterhalten oder nicht vollkommen akzentfrei deutsch sprechen.

Manches erinnert an die Heftigkeit der Ereignisse vor 25 Jahren, als in Rostock und anderswo Heime brannten, Menschen vor Angriffen in Dresden fliehen mussten und der Polizei nicht trauen konnten.

Gegenüber Frauen, die ein Kopftuch tragen, sind die Demütigungen besonders stark. Eine Teilnehmerin aus Indonesien berichtet, dass sie immer wieder als „Muslim-Schwein“ oder „Scheiß- Muslim“ beschimpft wurde. Einmal hat ein etwa elfjähriger Junge sie gefragt, ob sie Auschwitz kenne. „Als ich das bejahte, sagte er nur: 'Du wirst dort enden.'“. Andere Menschen werden in der Öffentlichkeit bespuckt, wüst beschimpft oder gar mit einem Messer bedroht und gefragt: „Na, was hältst du von Flüchtlingen?“ Manche trauen sich nur noch selten auf die Straße, meiden öffentliche Verkehrsmittel und Bahnhöfe, andere hören per Kopfhörer Musik, um den drohenden Anfeindungen zu entgehen.

 

Als (weiße) Mitarbeiterin im Studienbegleitprogramm erfahre ich viel davon und bin fassungslos, wie ungehemmt Menschenverachtung und Hass in Sachsen geäußert werden. Das kann lebensgefährlich für Menschen sein und muss gestoppt werden. Also: „Was tun bei rassistischer Diskriminierung?!“ Hier ist die deutsche Mehrheitsgesellschaft gefragt. Wir brauchen friedliche aber entschiedene Positionen gegen Rassismus und Menschenverachtung. Sicht- und hörbare Äußerungen, Solidarität mit Betroffenen, Zivilcourage und auch kleine Schritte und Zeichen der Menschlichkeit.

Vom 10. bis 12. Juni trafen wir uns zu einem STUBE-Seminar und diskutierten Rassismus und was man dagegen tun kann. Die Teilnehmenden tauschten sich intensiv aus und unterstützten sich gegenseitig. In einer Fotoaktion am Ende des Seminars haben die Teilnehmenden Sätze für eine Welt ohne Rassismus formuliert und teilen sie hier mit Ihnen über die fairquer verteilt.


Vielleicht grüßen Sie mit einem Satz und Foto zurück? Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

 

 

Letzte Änderung am Donnerstag, 20 Oktober 2016 13:37

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