Das Schiff „Lifeline“, das Herzstück des Seenotrettungsvereins Mission Lifeline aus Dresden, schaukelt sanft im Hafenbecken auf Malta. „Die alte Lady“, wie Maschinist Moje sie liebevoll nennt, ist mehr als nur ein Schiff. Sie verkörpert Hoffnung und Leben, für viele in Seenot geratene Flüchtende auf einer der gefährlichsten Fluchtrouten Europas - dem Mittelmeer.
Gegründet hat sich der Verein im April 2016, nachdem die Fluchtroute über den „Balkan“ durch den EU-Türkei Deal geschlossen wurde. Seitdem versuchen tausende Menschen über Libyen und das Mittelmeer nach Europa zu fliehen, vor Hunger, Verfolgung, Krieg und Folter. Mehr als 7500 Menschen haben seither ihr Leben im Mittelmeer gelassen. Einige zivile Seenotrettungsorganisationen versuchen dem Sterben entgegenzutreten, indem sie mit ihren Schiffen in der Such- und Rettungszone vor der libyschen Küste operieren.
Seit September 2017 ist nun auch die „Lifeline“ von Mission Lifeline aktiv vor Ort. Der Verein setzt da an, wo die Politik versagt. „Das Suchgebiet ist riesig. Die meisten Tragödien auf dem Mittelmeer geschehen, ohne dass dies bekannt wird. Ein zusätzliches Schiff auf den Weg zu bringen, lag auf der Hand. Dabei zusehen, wie die europäischen Staaten willentlich Menschen ertrinken lassen, können wir nicht. Wenn der Staat zum Mörder wird, ist die Zivilgesellschaft gefragt.“, erklärt Pressesprecher Axel Steier.
Folter, Vergewaltigung und sogar willkürliche Hinrichtungen: Von all dem berichten Geflüchtete aus Libyen.
Ein sinkendes, überfülltes Schlauchboot auf dem Mittelmeer: Private Hilfsorganisationen retten die Geflüchteten und ziehen sie an Bord ihres Schiffes. Szenen, die sich in den vergangenen Jahren fast täglich wiederholten.
Seit dem Sturz von Machthaber Gaddafi versinkt das Land im Chaos, unterschiedliche Milizen ringen um die Macht. Längst gilt Libyen als gescheiterter Staat. Frauen werden vergewaltigt, Familien getrennt, Menschen wie Sklaven behandelt. Bis zu einer Million Geflüchtete sollen sich in Libyen aufhalten. Die Verzweiflung der Rechtlosen - das ist es, was die Menschen auf die wackligen Boote Richtung Europa steigen lässt. Der Funken Hoffnung, die Fahrt zu überleben - und dem Elend in Libyen zu entkommen.
Europäische Solidarität hat sich als ein Wunschdenken erwiesen, Ergebnisse davon sind der EU-Türkei-Deal, der Verhaltenskodex für NGOs von der italienischen Regierung und die Externalisierung der Außengrenzen durch finanzielle „Kooperation“ mit afrikanischen Staaten, insbesondere mit Libyen.
Italien, das von der EU unterstützt wird, kooperiert mit der Libyschen Küstenwache, um private Rettungsorganisation an der Rettung von Menschenleben zu hindern. Der Vorwurf an die Hilfsorganisationen: Ihr Einsatz vor der Küste Libyens animiere die Schleuser, nur noch mehr Fliehende auf noch wackligere Boote zu setzen. Damit ist jetzt Schluss: Libyens Küstenwache erweiterte ihren Einsatz auch über die Zwölf-Meilen-Zone hinaus und sagte den Hilfsorganisationen den Kampf an. Die Mär der Sogwirkung wurde zwar in zahlreichen Studien widerlegt und dennoch wird die Arbeit von NGOs im Mittelmeer weiterhin massiv behindert. Seenotrettungsvereine werden kriminalisiert und sind willkürlichen Übergriffen von Milizen und der libyschen Küstenwache ausgesetzt.
Doch der Deal, den Italien mit Libyen geschlossen hat, ist für Europa attraktiv. Die Rechnung ist makaber und plausibel zugleich: Retten europäische Hilfsorganisationen Geflüchtete, unterliegen sie dem non-refoulement-Prinzip und können die Menschen gemäß internationalem Recht nicht nach Libyen zurückbringen. Es wird offenbar davon ausgegangen, dass Libyen selbst nicht diesem Prinzip unterliegt, obwohl dies strittig ist. Die Libyschen Küstenwachen sind einzelne Milizen, die versuchen geflüchtete Menschen auf dem Mittelmeer abzufangen und diese zurück nach Libyen zu schaffen. Dass dies für die Sponsoren - also Italien und die EU - bedeuten könnte, an einer Völkerrechtsverletzung mitzuwirken, wird häufig übersehen. Anwälte bereiten schon jetzt Schadensersatzforderungen gegen Italien vor. Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration wurden allein in diesem Jahr schon 12.000 Menschen auf diesem Wege zurück nach Libyen gebracht - das sind alles Fälle, um die sich Europa nicht kümmern muss.
Die einzigen, die von diesen militaristischen Maßnahmen profitieren werden, sind Schmugglernetzwerke, weil die Menschen in ihrer Verzweiflung nur Schmuggler in Anspruch nehmen können, um Ländergrenzen zu passieren. Die Maßnahmen der Abschottung führen nur zu einem: Menschen nehmen immer riskantere Fluchtrouten auf sich, Schmugglernetzwerke profitieren und noch mehr Menschen sterben.
Mit dieser Politik wird das Fluchtelend nicht bekämpft, es wird nur verlagert an Orte, an denen keine Kameras vorbei kommen - weitere Bilder von toten Kindern an europäischen Stränden werden damit vielleicht verhindert, aber dieselben Kinder sterben vorher in libyschen Lagern, in der Wüste oder im Mittelmeer.
Dabei ist das Recht auf ein Asylverfahren essentieller Bestandteil des Rechts auf Schutz vor Verfolgung oder auch vor Folter oder unmenschlicher Behandlung - dieser Zugang wird aber mit den derzeitigen Entwicklungen verwehrt.
Das Mittelmeer – eine weitere Grenze die in Vergessenheit gerät.
Trotz des zunehmend schlechteren Wetters, legt erneut ein Stück Hoffnung vom Hafen auf Malta ab – die „Lifeline“. Es weht rauer Wind, nicht nur wetterbedingt, sondern auch aus politischer Richtung. Der Verein Mission Lifeline wird dennoch weiterhin denen das Leben retten, die von der Politik vergessen werden – Menschen die eine kleine Hoffnung nach einem Leben fernab von Misshandlung, Folter und Hinrichtung haben.
Und so schwankt die „alte Lady – die Lifeline“ nur mit privaten Spenden im Süden des Mittelmeeres, in einer der tödlichsten Zonen der Welt.
Ese rinconcito de tierra al otro lado del Atlántico, ese país lleno de carnavales, rodeado por dos mares y envuelto en una selva virgen maravillosa. Colombia, ese país donde cada amanecer nos relata una historia, pero una historia de la cual a través de los días va tomando rumbos diferentes. Allí donde el vehículo de movimiento son los sueños y donde instintivamente se camina bajo las utopías de alcanzar la paz.
Hoy colombia se encuentra a puertas de lograrlo, pues hace aproximadamente 5 años el gobierno y la guerrilla de las FARC-EP han iniciado negociaciones para acabar con esta guerra que ya cumple 50 años. Realizar un acuerdo no es tarea fácil, requiere del esfuerzo y el compromiso de todos, pero el reto está en hacer la paz con el “enemigo”, encontrar puntos en común, llegar al fondo del problema, y de esta manera tejer juntos los sueños de una Colombia habitable para todos.
Para desglosar un poco el proceso de paz en Colombia, se debe hacer una descripción de los puntos en principio pactados: uno de los primeros y de los más polémicos ha sido la participación política del grupo guerrillero y apertura democrática. En el cual las Farc piden garantías de oposición y la oportunidad de crear su propio partido político, en aras de tener una representación de sus intereses dentro del marco legal. Con esto el pasado 1 de septiembre dieron anuncio de su nuevo partido político, el cual mantiene las mismas siglas FARC, pero su contenido es Fuerza Alternativa Revolucionaria Colombiana. Aún no se escuchan nombres de candidatos a la presidencia, para las siguientes elecciones, pues la situación legal de las principales cabecillas de las FARC - EP aún no han sido definidas.
Otro de los puntos que ha causado desconcierto entre la población Colombiana, es la reforma rural integral, en la cual se plantea el objetivo de sentar nuevas bases y así generar una transformación estructural en el campo, todo ello con una fuerte presencia del estado, lo que de garantías para una no repetición del conflicto. En mi opinión es uno de los temas más importantes del acuerdo, ya que el enfrentamiento inicia por las tierras y debería finalizarse con la entrega de las mismas. Para ello el gobierno ha dispuesto un fondo de tierras con distribuicion gratuita para campesinos.
Además dentro de lo pactado, también se habla de un inminente cese al fuego y hostilidades bilaterales y definitivo, incluyendo la dejación de armas por parte de las FARC-EP. Dentro de ellos, se toca el punto de la reincorporación de las FARC-EP a la vida civil, de acuerdo con sus propios intereses. Asimismo la solución al problema de las drogas ilícitas, su cultivo y los principales actores implicados como los campesinos y algunas comunidades indígenas. Para ello se ha establecido una sustitución a los cultivos y un compromiso a la - no resiembra-. El 5 punto es un acuerdo integral sobre las víctimas del conflicto, dentro de un sistema de verdad, justicia y no repetición. De la misma manera, y aunque parezca increible el ultimo punto habla de una real implementación, verificación y refrendación de lo acordado para los siguientes 10 años, con un énfasis especial hacia las mujeres y los grupos étnicos.
En septiembre del año pasado se finalizaron los acuerdos, y en el cual el gobierno ha decidido una medida participativa donde los ciudadanos por medio de un referendo dan aval a lo pactado en la Habana. Pero casi como en un cuento, las votaciones han sido 49% a favor y 50% en contra. La suerte de ser un país presidencialista, es que en casos como estos la opinión ciudadana no tiene valor y en acto casi antidemocrático el presidente decide que aun así se llevarán a cabo los acuerdos, claro que no es un dictadura y el acuerdo se abrió para que se realicen pequeños ajustes en compañía de la oposición.
El reto en el que se encuentra el país actualmente se converge en el post-conflicto, esa gran incógnita de ćomo se deben llevar a cabo los acuerdos. Cómo se debería manejar una transición sin generar tanto impacto para los ciudadanos. Y Cómo cumplir con lo pactado sin producir matices, como la aparición de pandillas, a una forma de salida a vacíos del estado.
Para esto han surgido grupos activistas de todos los sectores quienes apoyan los acuerdos, uno de ellos son un colectivo de estudiantes de todas las universidades del país, quienes con en compañía del mismo claustro se dirigen como voluntarios a los campamentos de los antiguos guerrilleros. Allí como primera instancia se tiene una mirada amplia y superficial de lo que está ocurriendo.
De esta manera, poco a poco se va concluyendo un conflicto que ha dejado muchas heridas abiertas en los corazones de los colombianos, en la tierra, en la historia.
Este proceso de paz como lo dice el presidente de Colombia Juan Manuel Santos es dedicado especialmente a las víctimas, esas personas impactadas por la guerra, por las balas y hasta por el olvido, quienes desean cada día abrir sus ojos y despertar a un nuevo amanecer.
Ein Fleckchen Land am anderen Ende des Atlantiks, ein Land voll von Karneval, umgeben von zwei Meeren und eingebettet in unberührte Tropenwälder. In Kolumbien scheint jeder Sonnenaufgang die ganz eigene Geschichte dieses Landes zu erzählen – eine Geschichte, die dieser Tage eine neue Richtung nimmt.
Seit Jahrzehnten träumen die Menschen in Kolumbien von einem Leben in Frieden und nun steht das Land kurz davor, diesem Ziel einen großen Schritt näher zu kommen: Vor fünf Jahren begannen die Verhandlungen zwischen der Regierung und den FARC, um endlich den nun schon 50 Jahre andauernden Krieg zu beenden. Die Fuerza ArmadaRevolucionaria Colombiana (Bewaffnete revolutionäre kolumbianische Kraft) ist eine der größten Guerrillagruppen in Kolumbien. Sich auf ein Abkommen zu einigen ist keine leichte Aufgabe. Es erfordert Anstrengung und Kompromissbereitschaft beider Seiten, um Frieden zu schließen, Zu Beginn der Verhandlungen wurden fünf Punkte beschlossen, zu denen man sich im Friedensprozess einigen möchte.
Am umstrittensten war die Frage nach dem politischen Mitspracherecht der FARC. Sie forderten, ihr Recht auf Oppositionsbildung ausüben zu können, ohne befürchten zu müssen, politisch verfolgt zu werden. Stattdessen wollen sie ihre Interessen auf legale Weise in einer eigenen Partei vertreten. Am ersten September 2017 verkündeten sie deren Gründung. Sie trägt ebenso den Namen FARC – das Kürzel steht nun für Fuerza Alternativa Revolucionaria Colombiana (Alternative revolutionäre kolumbianische Kraft) ) Noch ist nicht bekannt , wer bei den nächsten Wahlen für die Präsidentschaft kandidieren wird. Gegen die bisherigen FARC-Anführer*innen laufen Prozesse und es gibt bislang keine gerichtlichen Urteile.
Ein weiterer Aspekt, der unter der kolumbianischen Bevölkerung Kontroversen ausgelöst hat, ist die umfassende Reform der ländlichen Gebiete. Sie sieht vor, neue Grundlagen für einen strukturellen Wandel in diesen Regionen zu schaffen - mit starker Präsenz der Regierung. Diese soll garantieren, dass sich der Konflikt nicht wiederholt. Meiner Meinung nach ist dies eins der wichtigsten Themen des Abkommens. Schließlich begann die Auseinandersetzung mit der Frage, wer den Boden besitzt und sollte mit dessen Abgabe enden. Dafür hat die Regierung Land bereitgestellt, welches sie kostenlos an die Bauern verteilt.
Außerdem geht es in der Vereinbarung um den bevorstehenden Waffenstillstand, um die Beilegung beidseitiger Feindseligkeiten und die Abrüstung der FARC. Deren Mitglieder sollen ins zivile Leben entsprechend ihrer eigenen Interessen eingegliedert werden.
Das Problems der illegalen Drogen muss gelöst werden In deren Anbau sind auch Bauern und einige indigene Kommunen verwickelt. Sie brauchen einen Ersatz für die bisherigen Erträge. Um ihn zu erhalten, wurde ein Kompromiss vereinbart. Er sieht vor, keine Drogen mehr anzubauen.
Der fünfte Punkt regelt umfassend den Umgang mit den Opfern des Konfliktes. Es geht um ihre Anerkennung, um das Herausfinden der Wahrheit, die Frage der Gerechtigkeit und die zukünftige Vermeidung von Verbrechen.
.Schließlich wird betont, dass die Umsetzung aller Vereinbarungen in den nächsten Jahren überprüft werden soll. Dabei stehen Frauen und ethnische Minderheiten besonders im Fokus.
Im September vergangenen Jahres wurden die Vereinbarungen in Havanna abgeschlossen. Im selben Monat kündigte die Regierung ein Referendum zur Abstimmung aller Bürger*innen über das beschlossene Abkommen an. Die Entscheidung fiel knapp aus: 49% stimmten für das Abkommen und 50% dagegen. Zum Glück war der Präsident in diesem Fall nicht an das Referendum gebunden. Er traf die Entscheidung für das Abkommen allein. Die Verhandlungen wurden für die Opposition so weit geöffnet, dass kleine Änderungen vorgenommen werden konnten.
Aktuell besteht die große Frage darin, wie das Abkommen zu realisieren ist.
Wie kann sich der Wandel vollziehen, ohne das Leben der Staatsbürger*innen zu sehr zu beeinflussen? Wie kann verhindert werden, dass sich Banden bilden? In einem politischen Vakuum besteht diese Gefahr.
In allen Bereichen gibt es Gruppen, die das Abkommen unterstützen. Eine von ihnen besteht aus Studierenden aller Universitäten des Landes, die sich in Begleitung eines Klosters als Freiwillige an die Camps der ehemaligen Guerrillakämpfer*innen wenden. Dort erfahren sie aus erster Instanz, was geschieht und unterrichten die ehemaligen FARC-Mitglieder in grundlegenden Fächern
Auf diese Weise klärt sich Schritt für Schritt ein Konflikt, der viele offene Wunden hinterlassen hat in den Herzen der Kolumbianer, in der Welt und in der Geschichte.
Dieses Friedensabkommen – so sagt der kolumbianische Präsident Juan Manuel Santos – ist besonders den Opfern gewidmet, jenen Personen, die vom Krieg, von den Kugeln und sogar vom Vergessen getroffen wurden. Sie sind es, die sich jeden Morgen wünschen, ihre Augen für einen neuen Aufbruch zu öffnen.
Die Vereinten Nationen brauchen Unterstützung. Vor zwei Jahren beschlossen sie die Agenda 2030 und das Pariser Klimaschutzabkommen. Das war keineswegs selbstverständlich. Aber die Beschlüsse stehen. Soweit die gute Nachricht. Das Problem: die UNO selbst ist in einem saft- und kraftlosen, dahinsiechendem Zustand.
Dabei wurde sie 1945 gegründet, damit sich eine Katastrophe wie der 2. Weltkrieg nie wieder ereignet. Ihre Charta ruht auf vier Pfeilern:
dem Recht eines jeden Volkes auf Souveränität und die von ihm gewählte Regierungsform
der Verhinderung von Kriegen zwischen den Staaten notfalls durch militärisches Eingreifen
dem Schutz der Menschenrechte aller Bewohner des Planeten sowie
der Verwirklichung sozialer Gerechtigkeit überall auf der Welt. (1)
Doch dann nahm die Entwicklung eine andere Richtung, die kaum jemand vorhergesehen hatte. Im Zuge der Globalisierung und Digitalisierung der Weltwirtschaft gewannen Oligarchien des Finanzkapitals die Oberhand. Wer verbirgt sich dahinter?
Wolfgang Kessler nennt in Anlehnung an HHans-Jürgen J. Jakobs Schattenbanken, Staatsfonds und Datenkonzerne Zu ersteren gehören globale Vermögensverwalter, Pensionskassen oder Hedgefonds. Sie verwalten das Vermögen von Stiftungen, Versicherungen, Konzernen und superreichen Einzelnen. Sie vergeben auch Kredite und beteiligen sich an Unternehmen. Schattenbanken unterliegen in ihren Anlagemöglichkeiten nicht den Regulierungsmechanismen der Kreditinstitute. Das verleiht ihnen ungeheure Macht. Der größte Vermögensverwalter, genannt Blackrock (schwarzer Fels) ist an allen dreißig DAX-Konzernen beteiligt. Die zehn größten Fonds dieser Art legen jährlich mehr als 20.000 Milliarden US-Dollar an. (Zum Vergleich: das jährliche Bruttoinlandsprodukt aller Mitgliedsländer der EU liegt bei 16.000 Milliarden Dollar.) Damit Konzerne Geld von diesen Verwaltern erhalten, müssen sie auf speziellen Konferenzen nachweisen, die gewünschte Rendite zu erzielen. Andernfalls neigt sich der Daumen der Vermögensbosse nach unten. Deshalb pressen die Konzerne ihre Lieferketten aus wie Zitronen. Die Frage ist nicht, ob es ethische Grenzen gibt, sondern wie sie bei diesem „squeezing“ (Evi Hartmann) „besser“ werden als ihre Konkurrenten.
Bei den Staatsfonds sind die der arabischen Staaten (Abu Dhabi Investment Authority oder Kuwait Investment Authority) besonders mächtig. Nicht wenige Konzerne wie Deutsche Bank, Daimler, Volkswagen oder der Schweizer Rohstoffmagnat Glencore hängen von ihnen ab. Auch chinesische Staatsfonds gewinnen durch die Exportüberschüsse Chinas zunehmend an Einfluss. (2)
So wurde die staatliche Aufgabe, das Allgemeinwohl zu schützen, mehr oder weniger überlagert vom Gesetz des Profits. Aus dem internationalen Wirtschaftssystem, in dem sich Binnenwirtschaften und Außenhandelsbeziehungen der Staaten klar trennen und bestimmen ließen, entwickelte sich eine transnationale Wirtschaft. In ihr geben die Beschleunigung der weltweiten Kapitalbewegungen und die Bewertung nationaler Standorte durch den Markt den Ton an.
Die Oligarchien entziehen sich jeder Kontrolle, sei sie staatlich, zwischenstaatlich, parlamentarisch oder welcher Art auch immer. Für sie gilt das Gesetz der rücksichtslosen Konkurrenz durch Fusion, Zerschlagung oder Aufkauf von Unternehmen. Moralische oder ethische Forderungen im Sinne der UN-Charta spielen keine Rolle. Gerade die Auslagerung sozialer und ökologischer Kosten erhöht ja die Gewinne der Konzerne und lässt die Werte ihrer Aktien an der Börse steigen. (1)
Diese Logik ist nicht neu. Seitdem es Imperien gibt, werden Vorteile nach „Innen“ und Nachteile in ein „Außen“ verlagert. Stephan Lessenich nennt dieses Prinzip Externalisierung. Kapitalistische Gesellschaften funktionieren schon immer so, wenn auch in historisch wechselnder Gestalt und in sich ändernden globalen Konstellationen. Heute sind Großkonzerne und Staatenlenker*innen in ihrer Macht begrenzt und nicht allein für diesen Prozess verantwortlich. Ohne das stille Einvernehmen bzw. die aktive Beteiligung großer gesellschaftlicher Mehrheiten würde er nicht funktionieren. (3) Darin liegt die Möglichkeit, sich von dieser Lebensweise zu verabschieden. Die Chancen für diese Einsicht stehen nicht schlecht. Immer mehr Argumente sprechen für den Wandel.
Niemand kann erklären, warum acht Menschen so viel Vermögen besitzen sollen, wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung (Oxfam Studie).
Das Wissen um die Stoffkreisläufe nimmt zu. Da haben zum Beispiel Eine-Welt-Läden, Umweltbewegungen u.a. einiges erreicht. Es gibt professionelle Bildungsangebote. Doch ein den Erkenntnissen entsprechendes Verhalten bleibt ebenso ungleich zurück wie es der ökologisch-soziale Tausch selber ist, auf dem die Externalisierungsgesellschaft beruht. Soja, Palmöl, Baumwolle, Sand, Garnelen, Kaffee, Fleisch etc. pp – alles schon mal gehört. Dann aber weitergemacht wie bisher. Lessenich sieht in einer „unbestimmten Mischung aus Bequemlichkeit und Unwohlsein, Sorglosigkeit und Überforderung, Gleichgültigkeit und Angst – ein verallgemeinertes Nicht-wissen-Wollen“, im Kleinen wie im Großen. „Wir möchten nicht wissen, was es mit unserem Leben auf großem Fuß eigentlich so auf sich hat: was dafür herhalten muss, wo dafür gearbeitet wird, wer dafür bezahlt. Vor allem wollen wir nichts wirklich Grundsätzliches darüber hören, wollen wir nicht die Systemfrage stellen.“
Es geht hier nicht um einen moralischen Appell und nicht um das Übersehen jener, die mit ihrem Lebensstil längst Postwachstumsperspektiven aufzeigen. Es geht um die Transparenz von Externalisierungsstrukturen. Diese können weder ohne noch durch individuelles Verhalten allein durchbrochen werden. Ökologische Nachhaltigkeit bleibt unmöglich, wenn Systemmerkmale wie Wachstum, Kapitalrendite und Investorenvertrauen nicht angetastet werden. Wer wirklich allen Weltbürgern ein würdevolles Leben wünscht, muss nach Lessenich die Externalisierungsgesellschaft in Frage stellen. (3)
Das mag so sein. Die Autoindustrie, skandalverwickelt, mit steigendem SUV-Absatz, der Bauboom und die geplante Industrie 4.0 führen gerade vor, dass es tatsächlich nicht nachhaltiger wird. Die deutsche Bundesregierung hat zwar versprochen, bis 2020 den Ausstoß von Treibhausgasen gegenüber 1990 um 40 Prozent zu senken, aber sie sträubt sich gegen jeden Plan, das zu erreichen wie die Bewegung 'Ende Gelände' immer wieder feststellt. Bis jetzt kam es durch den Rückbau der Ex-DDR-Industrie im ersten Jahrzehnt nach der Wende und infolge der Finanzkrise in den Jahren 2008/09 zu einer Verringerung von 27 Prozent der Emissionen gegenüber 1990. Beides hat mit Klimapolitik nichts zu tun. 2016 stiegen die Emissionen wieder an. Auch die Regierungen in Paris oder Brüssel, in Moskau, Tokio oder Peking unternehmen viel zu wenig für das Klimaschutzziel von Paris. In den letzten 30 Jahren stieg der CO2-Ausstoß weltweit um 65 Prozent. (4) Das liegt mit an der Verallgemeinerung unseres westlichen Konsum- und Mobilitätsmodells. Schwellenländern wie Brasilien, China oder Südafrika gelingt es immer besser von den Vorteilen der kapitalistischen Produktionsweise zu profitieren. Damit gibt es ein weltgesellschaftliches „Außen“, wohin externalisiert werden könnte, immer weniger. Die sozialen und ökologischen Kosten schlagen häufiger und deutlicher auf die Regionen zurück, in denen sie entstehen. (3)
Wie prekär die Lage ist, das gab die Klimaschutz-Initiative „Mission 2020“ dem Hamburger G-20-Gipfel mit auf den Weg. „Die Klimamathematik spricht eine brutal klare Sprache. Wir können den Planeten nicht in den nächsten wenigen Jahren heilen, aber durch Unachtsamkeit könnten wir ihm bis 2020 eine tödliche Wunde zufügen, das heißt, wir haben etwa drei Jahre Zeit, die Klimawende herbeizuführen.“, meint Hans-Joachim Schellnhuber, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung in dem Fachmagazin „Nature“. (5)
Was wie schlechtes Timing aussieht, ist vielleicht auch ein Weckruf: In dem Moment, in dem die Klima-Uhr auf Mitternacht zugeht, gelangt in den USA ein Master of Desaster an die Macht und führt Krieg gegen alles, was nach Klimaschutz, Demokratie und Gemeinwohl aussieht. Naomi Klein, bekannt durch ihre Aufklärungen über Markenwahn ('No Logo') und Schockstrategien neoliberaler Politiker*innen, meint: „Wir verfallen nicht in einen Schockzustand, wenn etwas Großes und Schreckliches passiert; es muss etwas Großes und Schreckliches sein, das wir noch nicht verstehen.“ Wie also konnten wir an diesen irrationalen Punkt der Geschichte gelangen, an dem nur noch wenige Jahre bleiben, um mit einem Kurswechsel aus der imperialen Sackgasse heraus auf einen zukunftsfähigen Weg zu kommen?
Ohne die Geschichte zu kennen, ohne die Zusammenhänge und Strukturen zu sehen, die unseren Alltag prägen, können wir das nicht erklären. Da werden viele Menschen anfällig für Autoritätsfiguren und deren falsche Versprechungen. (6)
Im Versuch einer Antwort darauf, wie es soweit kommen konnte, könnten Ansatzpunkte für eine Vision liegen, die uns weg von den Katastrophen wieder auf sicheres Terrain führt:
Eine andere Geschichte erzählen und aufarbeiten
Unsere Zivilisation, die sich so nahe an ihr suizidales Ende gebracht hat, braucht einen kritischeren Blick auf ihre Herkunft. Gründungsverbrechen wie Sklaverei und Kolonialisierung sind nicht aufgearbeitet. Das heißt, sie wiederholen sich. Das zeigen die tödlichen Arbeitsbedingungen in den Lieferketten, Landgrabbing oder der Umgang mit Geflüchteten. Erst durch die Schocks der imperialen Kriege des 20. Jahrhunderts besann sich die Staatengemeinschaft auf einen anderen Umgang und gründete die UNO. Jetzt unterläuft sie dieses Reglement und gibt ihre Macht ab an eine verantwortungslose Bande von Oligarchen. Diese selbst sehen sich als verantwortungsbewusst handelnde Diener des Wohlstandes und Reichtums. Die Geschichte, die sie erzählen, verdichtet sich in stündlichen Meldungen von der Börse.
Es ist Zeit für einen großen Schritt nach vorn
Die aktuellen Krisen (Wirtschaft, Armut, Klima, Kriege, Flucht) hängen eng zusammen und verschärfen sich gegenseitig. David Korten fand dafür ein Bild, welches einen gemeinsamen Nenner erkennen lässt. Er sieht Erde und Menschheit als einen lebendigen Organismus. „Wenn aber einem Teil des Organismus erlaubt wird, sich grenzenlos zu vermehren-wie es beim Kapital der Fall ist-so ist das ein Krebs, der den ganzen Organismus zerstört“ (Ulrich Duchrow). Die Gegenstrategie besteht dann darin, dem Krebs Energie zu entziehen und alles zu fördern, was dem Leben dient. (7) Das ist der gemeinsame Nenner für den Widerstand als Prozess auf allen Ebenen in den Bereichen Frieden, Gerechtigkeit und Umwelt von den Einzelnen bis zu den sozialen Bewegungen und globalen Institutionen. Wird dieser Nenner weitgehend akzeptiert, könnte er dann nicht zum festen Punkt werden, von dem aus sich das System der Externalisierungsgesellschaft tatsächlich aus den Angeln heben lässt?
Nun dauert die Wandlung einer Zivilisation des Todes in eine Kultur des Lebens sicher Jahrzehnte. Aber die Zeit drängt. Das Klima wartet nicht auf unseren längst fälligen Bewusstseinswandel. (7)
Naomi Klein berichtet von einem landesweiten Treffen im Frühjahr 2017 in Kanada: „Chefs von Dachverbänden und Gewerkschaften, Leiter großer Umweltverbände, charismatische Anführer indigener Stämme und Ikonen der Frauenbewegung, Organisatoren und Denker, die zu den Rechten von Migranten, Open-Source-Technologien, Ernährungsgerechtigkeit, Wohnen, Glauben und mehr arbeiten“, fanden sich ein. Sie erstellten ein Programm ohne Partei, welches die Bedürfnisse sehr vieler Wählergruppen berücksichtigte und Überlegungen enthielt, wie das Gemeinwesen glücklicher und gesünder sein könnte. Gleichzeitig ging es um einen Weg, den Planeten zu heilen, statt ihn mit noch mehr Krieg und Umweltverschmutzung zu überziehen. Da die Krisen sich überschneiden, verzichtete man auf eine Rangordnung. Die Klimakrise bekam keinen Vorrang gegenüber dem Kampf gegen Armut und Rassismus. Es wurden integrierte Lösungen gesucht, etwa wie sich Emissionen radikal senken und gleichzeitig sehr viele gewerkschaftlich geschützte Arbeitsplätze schaffen ließen. Parallel ging es um die Frage, wie den vom Wirtschaftssystem am meisten Misshandelten und Ausgeschlossenen Gerechtigkeit zuteil werden kann.
Das sogenannte Leap-Manifest kann online unterstützt werden. In Kanada besteht Hoffnung, dass damit der Druck von unten auf gewählte Volksvertreter*innen Wirkung zeigt. (6)
Ob diese oder ähnliche Ideen- der Abschied vom imperialen Leben braucht Aktionen und Initiativen sowie eine Explosion utopischen Denkens. Noch ist vieles möglich.
Quellen:
Jean Ziegler, Der schmale Grad der Hoffnung, Bertelsmann, 2017
Wolfgang Kessler, Wem gehört die Welt?, Publik Forum, Nr. 13, 2017
Stephan Lessenich, Neben uns die Sintflut, Hanser Berlin 2016
Winfried Wolf, „Gerade jetzt! Wir retten das Klima!“ Lunapark 21, Heft 38, 2017
Deutschlandfunk, Forschung aktuell, 29.06.2017
Naomi Klein, Gegen Trump, S. Fischer 2017
Gedenkrede zum 20. Juli in Imshausen am 20.07.2016 von Ulrich Duchrow, online verfügbar
KRISE
Auch >Ausnahmezustand<, der zur Regel geworden ist.
Beispiel: Bankenkrise, am besten gelöst auf Island: Die Banken, die spekulierten, ließ man pleite gehen (und die Verantwortlichen erhielten Haftstrafen); die, die die Girokonten verwalteten, wurden gerettet. Aktuell stehen Italiens Banken wegen ungedeckter („fauler“) Kredite vor einer Krise. Die Staaten dürfen jetzt nicht mehr retten, um die Gelder der Steuerzahler*innen zu schützen. Da dreht sich die Krise im Kreis.
crisis, griechisch: krísis = Scheidung, Entscheidung. Zunächst ein Fachwort der Medizin, das den entscheidenden Punkt einer Krankheit bezeichnete; dann Verallgemeinerung.1
También frente al colonialismo de izquierda nuestra filosofía milenaria
Definición resumida
El Sumaq Kawsay/Suma Qamaña es una forma de vida cotidiana de los andino-amazónicos. Pero también es un pensamiento, un concepto1, una propuesta filosófica andino-amazónica sobre la vida. Por tanto es una práctica y lectura de la vida en sus diferentes formas2 o en su pluralidad. La forma de vida humana es considerada por el Sumaq Kawsay/S.Q. como un órgano intrínseco y engranado en las otras formas de vida naturales. En eso la vida humana tiene aspectos esenciales: los seres humanos somos per se comunitario-social3; y somos ratio y emotio4. Nuestro engranamiento con las otras formas de vida es dinámica: multilateral y recíproco, no unilateral ni unilineal. Es decir las laterales o partes se engranan mediante puntos de equilibrio. Por ejemplo el agotamiento paulatino del agua en una zona pone en peligro el equilibrio de vida vegetal, animal y humana. Por tanto, el equilibrio de vida es neurálgico para su reproducción o sustentabilidad. Es tarea del ser humano mantener la configuración natural del equilibrio o configurarloa nuevamente. Ayni (reciprocidad de emulación biotica5), Qhapaq (existir6 con nobleza y justeza7)Taypi8 (centro del equilibrio) y pachakuti (tiempo y espacio dinámico) son las palabras maestras–de origen aymara-quechua- que se acercan a describir la necesidad de cuidar el equilibrio de vida.
Die HUGO BOSS AG aus dem schwäbischen Metzingen, heute mit ca. 2,5 Milliarden Euro Jahresumsatz die führende deutsche Marke für Herrenmode, begann 1924 als „Berufskleiderfabrik“.
Später warb BOSS mit Lieferungen „für SA und SS“. Im 2. Weltkrieg wurden dort Uniformen u.a. von Kriegsgefangenen aus Frankreich und Zwangsarbeiter*innen aus Polen genäht (siehe http://www.metzingen-zwangsarbeit.de/ ). Nach dem Krieg stufte man Firmengründer Hugo Ferdinand Boss als „Mitläufer“ ein, die Firma stellte auf Anzüge um.
Die Platzierung der Marke im Luxussegment gelang ab 1969 den Gebrüdern Holy. Sie machten HUGO BOSS, den Dominanz ausstrahlenden Namen ihres Großvaters, weltweit bekannt. Als Ende der 1990er die Rolle der Firma im Nationalsozialismus publik wurde, trat sie dem Zwangsarbeiter-Entschädigungsfond bei. Jetzt wird die HUGO BOSS AG von ihrer Gegenwart eingeholt: In Osteuropa und der Türkei fand ein Forschungsteam der CCC in den Fabriken der Luxusmarke Armutslöhne und Schikanen gegen engagierte Arbeiter*innen vor (siehe http://lohnzumleben.de/izmir/ ). Frauen wurden beschimpft, sexuell belästigt und mussten sich verpflichten, fünf Jahre lang nicht schwanger zu werden. (siehe http://lohnzumleben.de/aktionhugoboss/ ).
Die Verantwortlichen für die Flüchtlingskatastrophe im Mittelmeer mit mehreren hundert Toten, waren schnell ausgemacht. Das Böse hat seit dem einen Namen: Schlepper, die aus Geldgier Flüchtlinge in den Tod treiben. Ob die Schlepper das genauso sehen wie wir? Sabine Schiffer wagt einen Perspektivwechsel.
Es ist ja wirklich nett, dass wir Flugblätter in unserer Sprache erhalten. Sonst hätte ich gar nicht mitbekommen, dass ich in Europa gesucht und bedroht werde. Bedroht von Verhaftung und Verurteilung. Gibt es in Europa die Todesstrafe? Nun ja, der Tod droht mir auch hier. Wenn ich nicht als Schlepper arbeite, als was dann?
Fischerei geht nicht mehr, die Meere sind leergefischt. Es reicht nicht mehr, um die Familie zu ernähren. Und die Piraterie ist ja auch nicht gerade ein angesehener Beruf und ungefährlich auch nicht. Und Seefahrt ist in unserer Familie Tradition. Freilich könnte ich auch umschulen. Aber wohin? In die Landwirtschaft, die auch keine Familie mehr ernährt, weil die EU-Billigware und Lebensmittelhilfen unsere Märkte zerstören? Blumen wären schön, aber die nimmt uns die EU auch nicht ab. Entlang der Einfuhrverbote bleiben nicht wirklich viele Möglichkeiten, für die es nicht schon viel zu viele gut ausgebildete Leute gäbe, die auch jetzt schon keinen Job bekommen, weil man sie ja dann auch bezahlten müsste.
Unser kapitalistisches System, insbesondere die westlichen Industrieländer als größte Pro-Kopf-Verbraucher, benötigt viele, möglichst billige Rohstoffe (z.B. Bodenschätze, Holz, Agrarprodukte oder Fisch). Diese werden auch aus den Ländern des globalen Südens, also der Zwei-Drittel-Welt, importiert. Das führt dort nicht selten zu Wasserverschmutzung, Landraub und weiterer Zerstörung der Lebensgrundlagen der einheimischen Bevölkerung. Wenn die Regierungen jener Länder diese Rohstoffe möglichst teuer verkaufen oder im Lande behalten und selbst verarbeiten wollen, werden sie häufig gewaltsam gestürzt. Das betraf in jüngster Zeit z.B. Libyen, und vorher z.B. den Iran 1953, Guatemala 1954, Kongo-Zaire - Patrice Lumumba, Indonesien 1965, Putsch gegen Allende am 11.9.1973. Die USA wollte Vietnam in die Steinzeit zurückbomben und weiteten dies dann auch auf ganz Indochina aus.Teilweise ist die Folge auch nicht die Installierung dem Westen genehmer Regierungen, sondern die Instabilität des Landes (z.B. Somalia, Afghanistan, Irak, Südsudan, Syrien, wieder Libyen).
Kein Siegel garantiert faire Löhne oder die Einhaltung von Arbeitsrechten, auch nicht der neue FLO-Textilstandard (Stand März 2015), dessen Einführung von der Clean Clothes Campaign stark kritisiert wird.
Wer ein T-Shirt mit FairTrade- und/oder GOTS-Siegel kauft, glaubt sich schnell auf der sicheren Seite, die Klamotte mit einem guten Gewissen erstanden zu haben. Doch können kommerzielle Produkt-Zertifizierungsmodelle Menschenrechte in der Lieferkette sicherstellen? Diese Frage kommt auch vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion um den FairTrade/FLO-Textilstandard auf.
Die globalen Lieferketten in der Textilproduktion sind lang und unübersichtlich. Auftraggeberfirmen lassen weltweit produzieren, ohne die vielen Glieder der Auftragnehmer zu kennen. Sie geben damit die Verantwortung für die Arbeitsbedingungen ab und erhöhen gleichzeitig den Preis- und Zeitdruck auf die Produktionsstätten. Dieses 'unternehmerische Geschäftsmodell' führt zur Ausbeutung der Arbeiter*innen am Ende der Kette – zum Beispiel beim Thema Löhne.
Die Studie IM STICH GELASSEN zeigte 2014 die gravierende Kluft zwischen Mindestlöhnen und Existenzlöhnen. Auch Transfair- oder GOTS-auditierte Lieferanten bilden davon KEINE Ausnahme. Die Näher*innen in Leutersdorf (Sachsen) beim PUMA-Lieferanten, in der Republika Srpska (Bosnien Herzegowina) beim Adidas-Lieferanten oder in Kosice (Slowakei) beim Fairtrade-Betrieb verdienen ebenso wenig einen Living Wage wie beim kambodschanischen H&M-Zulieferer oder dem türkischen GOTS-Produzenten. Wie kann das passieren?